Ardèche – wir sind schockverliebt und kommen garantiert wieder!
Ardèche-Trip in Südfrankreich
Was ist schöner? Wandern in der weltberühmten Ardèche-Schlucht? Biken auf wilden, ruppigen Bergpfaden? Oder lieber Campen am Strand und das gute Essen Südfrankreichs genießen? Am besten einfach alles zusammen machen! Ein Roadtrip durch die Schluchten und Berge der Ardèche-Region in Südfrankreich!
Liebe auf den ersten Blick
So schnell kann’s gehen mit der Liebe auf den ersten Blick: Einmal Ardèche gesehen – und gleich zwei Monate später wiederkommen, weil es einfach großartig war! Aber eins nach dem anderen. Alles begann, als wir unseren Campervan auf einem schicken Campingplatz in der Nähe der weltberühmten Gorges de l’Ardèche im Süden Frankreichs parken.
Kajak-Abenteuer in der Ardèche
Die Schlucht kennt fast jeder und jede: Sie ist bekannt für ihre spektakuläre Kajak-Abfahrt. Die 32 Kilometer lange Strecke ist ein Paradies für Paddler – und wir wollten schon immer mal Kajak fahren. Start für unsere Paddeltour ist in der Nähe des Pont d’Arc, einem gigantischen Felsentor, das entstand, weil sich die Ardèche hier vor Jahrmillionen eine Abkürzung suchte und einen Flussbogen an seiner schmalsten Stelle durchbrach. Das Natur-Portal ist 59 Meter breit, 34 Meter hoch und heute das Wahrzeichen der Region.
Dort treffen wir Sabine Kleinhenz, eine erfahrene Kajakführerin, die seit den 1980er Jahren in der Region lebt und jede Flussbiegung in- und auswendig kennt. Die Fahrt mit ihr durch die Schlucht ist atemberaubend. Senkrechte, ziemlich hohe, bizarr verwitterte Kalksteinwände umgeben uns. Dazu das kristallklare, oft richtig schnell dahinschießende Wildwasser der Ardèche. Hmmm!
Zu Fuß durch die Schlucht
Aber auf die beste Idee, die Ardèche-Schlucht zu erkunden, bringt uns Sabine abends beim gemütlichen Zusammensitzen auf einem Biwakplatz, der mitten in der Schlucht liegt. „Zu Fuß ist die Schlucht für manche fast noch schöner als mit dem Kajak. Das bietet nämlich ganz andere Perspektiven“, sagte Sabine. „Und ins Wasser darfst du dabei auch“, grinste sie. „Man muss die Ardèche zwei Mal zu Fuß durchqueren.“ Es sei ein bisschen abenteuerlich und spektakulär zugleich.
Klar, dass uns solche Schilderungen die Münder wässrig machen. Kaum zurück in Vallon lernen wir Christophe in einem lauschigen Café am Marktplatz kennen, der seit 30 Jahren als Naturführer in der Schlucht arbeitet. Christoph versorgt uns mit Tipps für den Wandertrip. Einer lautet: „Teilt die Tour lieber auf zwei Tage auf, das ist entspannter. Und macht sie in einem Tag, wenn ihr es sportlich wollt – aber unterschätzt sie nicht.“ Machen wir!
Durch dichten Schluchtwald
Wir starten am frühen Morgen in der Nähe des Pont d’Arc. Dichter Nebel liegt über der Schlucht, der sich aber langsam verzieht. Der Wanderweg führt uns durch dichten Schluchtwald, vorbei an steilen Felswänden. Manchmal balanciert der handtuchschmale Pfad direkt am Wasser. Dann ist Kraxeln angesagt. Unzählige Vögel veranstalten ein Morgenkonzert. Feine Tautropfen benetzen Bäume und Blätter. Wir genießen die Ruhe und stapfen zwischen knorrigen, uralten Steineichen dahin. Das Highlight des Tages folgt nach wenigen Flussschlaufen: Es geht mitten durch den Fluss. Zwei Furten muss man durchqueren, deshalb haben wir auch vor der Tour den Wasserstand gecheckt!
Wir liegen gut in der Zeit. Gegen Mittag passieren wir den Biwakplatz, den wir noch vom Paddeln kennen. Jetzt schrumpfen die Kilometer nur so dahin. Weiter flussabwärts zwängen wir uns durch ein enges Loch in der Felswand, klettern ein paar Meter senkrecht hinauf und robben eine Etage höher durch einen engen Schlauch – eine echte Schlüsselstelle und definitiv nichts für Menschen mit Platzangst.
Kurz vor Saint-Martin weitet sich die Schlucht. Und wir glauben es kaum: „Schon vorbei?“ Nach einem Tag in der wilden Natur, wo unsere einzigen Begleiter das Rauschen der Ardèche, das Zwitschern der Vögel und gelegentliche Rufe von kenternden Kajakfahrern waren, landen wir abends hungrig in der Auberge de Montfleury, wo wir uns mit Nathalie treffen, die für die hiesige Tourismusgesellschaft arbeitet.
Kulinarischer Genuss in der Auberge de Montfleury
Von außen wirkt das Restaurant unscheinbar, doch schon beim Betreten merken wir, dass hier etwas Besonderes auf uns wartet. Drinnen empfängt uns Wirtin Angèle mit einem herzlichen Lächeln. Der Kontrast zu unserem Tag könnte kaum größer sein: Vom schweisstreibenden Abenteuer zur feinen, stilvollen Sternegastronomie. Gut, dass wir vorher noch Zeit zum Duschen und Umziehen hatten.
Richard, der Küchenchef, servierte uns ein echtes Festmahl: zartes, auf der Weide aufgezogenes Schweinefleisch, würziger Ziegenkäse und handgepflückte Wildkräuter – alles regional und frisch. Was auch hier nicht fehlen darf: Eine feine Kreation aus Maronen zum Dessert. „Bei uns in der Ardèche bilden die Maronen die Grundlage einer ganzen kulinarischen Kultur“, erklärt Nathalie. Kein Wunder also, dass Chataîgnes in allen denkbaren Arten zubereitet und verkauft werden – als Suppe, Kuchen oder Süßspeise. Jeder Bissen im Restaurant von Richard und Angèle ist ein Genuss und der Gegensatz zwischen den Strapazen des Wanderns und dem luxuriösen Schlemmen macht das Erlebnis umso intensiver.
Ein Stück wilder: Mountainbiken im Parc naturel régional des Monts d’Ardèche
Natürlich kann man neben Wandern, Paddeln und hervorragend Essen in der zerklüfteten Bergwelt der Ardèche auch hervorragend Biken. Wir gönnen uns noch einen Tag Ruhe auf dem schattigen Campingplatz am Fluss, ehe wir zusammenpacken und gut dreißig Kilometer nach Les Vans gen Süden fahren – unser Plan: Die Trails dieser wilden Sägezahnlandschaft ausgiebig zu erkunden.
Begleiten wird uns Manuel, ein Elsässer, den es vor einigen Jahren tief in den französischen Süden verschlagen hat. Seinen Job als Ingenieur im Straßenbau hat er an den Nagel gehängt, um als Bikeführer zu arbeiten – keine schlechte Idee! „Die Vielfalt der Ardèche ist unglaublich“, schwärmt Manuel. „Hier gibt es keine angelegten Sprünge oder Kurven, sondern reine Naturtrails. Wir nehmen die Wege, wie sie sind. Aber du brauchst eine gute Ausdauer, um am Ende eines langen Touren-Tages noch Spaß an den Trails zu haben.“
Unsere Tour startet zwischen Olivenhainen und Lavendelfeldern. Die schmalen, steinigen Wege fordern uns heraus. Viele Dörfer sehen noch genauso aus wie vor hundert Jahren: eng aneinandergedrängte Steinhäuser und kühle Brunnen, an denen wir unsere Trinkflaschen auffüllen. „Diese Dörfer haben sich kaum verändert“, meint Manuel. „Hier lebt die Geschichte.“
Die Monts d’Ardèche gehören zum französischen Zentralmassiv und sind voller Kastanien-, Kiefern- und Eichenwälder. Steinmauern und Terrassen, „Faïsses“ genannt, durchziehen diese Bergwelt genauso wie anspruchsvolle Naturtrails, ruppige Karrenwege und steinige Forstpisten. Vor allem die schmalen „Calades“, die alten Wege zwischen den Dörfern, sind echte Kraftfresser. Deren wuchtige Steinpflaster sind im Lauf der Jahrhunderte ziemlich durcheinandergeraten. Wir müssen uns voll konzentrieren, um die richtige Linie zwischen Stufen, Absätzen und Schlaglöchern zu finden. Die zerklüftete Bergwelt mit ihrem ständigen Auf und Ab erfordert gute Kondition, Konzentration und Fahrtechnik. Zum Glück kommen wir immer wieder durch verwinkelte Dörfer und kleine Weiler, wo wir an Brunnen die Trinkflaschen auffüllen oder in lauschigen Bars einkehren können.
Fahrt durchs Hochplateau von Naves
Am nächsten Tag kämpfen wir uns durch schmale Wege auf das Hochplateau von Naves, bevor es durch blühende Blumenwiesen und nach Harz duftende Kiefernwälder weitergeht. Eine Pause in einer Dorfbar bringt Abkühlung und die Gelegenheit, das Cevennen-Panorama mal ganz entspannt im Sitzen und nicht beim Biken zu genießen.
Besonders beeindruckend sind die Trails im Bois de Païolive, wo schmale Pfade durch bizarr verwitterte Kalksteinfelsen führen. „Der Bois de Païolive ist einzigartig“, sagt Manuel. „Die Kalksteinfelsen sind wie ein riesiges Labyrinth.“ Der Blick auf die tief eingeschnittene Schlucht des Chassezac ist gigantisch. „Die Schluchten sind das Herz der Ardèche“, meint Manuel. „Sie ziehen Kajakfahrer und Biker gleichermaßen an.“
Gravelbiken im Herzen der Ardèche
Nach unseren intensiven Mountainbike-Erfahrungen wollen wir uns unbedingt dem Gravelbiken widmen – denn die Ardèche ist dafür wie geschaffen: das dichte Netz aus Schotterwegen und schmalen Sträßchen ist perfekt für mehrtägige Touren. Dumm nur: Die Zeit rennt uns davon! Wir packen unsere Sachen und kehren nach Deutschland zurück.
Aber die Ardèche hat so sehr gepackt, dass wir bei nächster Gelegenheit zurückkehren wollen. Diese ergibt sich schon zwei Monate später. Diesmal fahren wir in den nördlichen Teil, genauer in die Region Ardèche Hermitage, die nur eine Stunde südlich von Lyon liegt, eingebettet zwischen den Départements Ardèche und Drôme.
In Tournon-sur-Rhône starten wir unsere viertägige Gravel-Eskapade – aber erstmal genießen wir das südländische Flair in der Altstadt, die direkt an Frankreichs größtem Fluss liegt. Abends schlemmen wir in einem Bootsrestaurant, das auf den Wellen schaukelt. Gut, dass unsere Tour am nächsten Tag erstmal einige Kilometer flach entlang der Rhone führt: Gemütlich einrollen.
Aber bald geht es ziemlich zur Sache: Wir erklimmen steile Weinbergswege, der Asphalt zerbröselt zusehends und schließlich wuchten wir unsere Gravelbikes auf immer wilderen Schotterstraßen bergauf. Was nicht verwundert, wir folgen nämlich der Strecke des Radrennens „Ardèche Gravel“. Dieses Bikepacking-Event, 2023 ins Leben gerufen vom Département, umfasst 194 Kilometer. Ein echtes Brett: Vom Start in Tournon-sur-Rhône geht es über anspruchsvolle Strecken mit insgesamt 3800 Höhenmetern – und zwar am Stück.
Wir aber wollen die Tour genießen und teilen sie auf vier entspannte Etappen auf – und noch einen Vorteil haben wir, denn während ein Großteil des Gravel-Rennens bei Nacht stattfindet, fahren wir bei Tageslicht. Die Belohnung: Wir können uns an der Landschaft kaum sattsehen!
Von Tournon-sur-Rhône machen wir uns auf den Weg nach Belsentes. Der erste Abschnitt ist hart, aber die atemberaubende Bergwelt lässt uns die Anstrengung schnell vergessen. Nach dem Dörfchen Maurize wird’s ruhiger: Wir folgen für die nächsten Stunden der Radroute Dolce Via, einer alten Bahntrasse, die uns sanft ins Herz des Naturparks Monts d’Ardèche bringt.
Schockverliebt zum Schluss
Drei Tage und fast 200 Kilometer später sind wir staubig, aber glücklich. Am Ende unseres Trips sitzen wir wieder in Tournon-sur-Rhône, wo unsere Graveltour begann, und genießen einen letzten Blick auf die Rhône, die Bilder von unserer Tour im Kopf. Die Ardèche hat uns endgültig den Kopf verdreht. Ardèche – wir sind schockverliebt und kommen garantiert wieder!
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